Indien
Eine Rundreise in Rajasthan (erzählt von Claudia)
Delhi – Mandawa – Jodhpur – Udaipur – Pushkar – Tordi – Jaipur – Agra – Delhi
Von Grossstädten zu kleinen Dörfern in der Wüste – während zwei Wochen habe ich Rajasthan, der grösste Staat im Norden Indiens, kennengelernt. Von Delhi ging es nach Mandawa, Jodhpur, Udaipur, Pushkar, Tordi, Jaipur, Agra und wieder zurück nach Delhi.
Von Delhi nach Mandawa
Nach einer Nacht in Delhi begann die Reise nach Mandawa mit einem privaten Bus. Schon während der Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel in Delhi ein Tag zuvor, wurde ich trotz Vorwarnung vom indischen Fahrstil überrascht. Geregeltes Chaos könnte man sagen. Das änderte sich auch während der nächsten Wochen nicht. Froh, die Strasse während der Busfahrt nicht im Blickfeld zu haben, erinnerte nur das ständige Hupen und die unebenen Strassen an das Chaos und die umgehende «Gefahr». Mir wurde klar: die nächsten Tage werden zum Abenteuer. Nach 6 Stunden Fahrt kamen wir in einem kleinen Dorf namens Mandawa an. Unser Hotel: ein historisches Haveli (palastartig-gestaltetes Wohnhaus früherer Fernhändler). Jedes Zimmer war individuell gestaltet und definitiv ein Erlebnis. Nach einem Rundgang durchs Dorf und einem ersten Tempel-Besuch genossen wir den Sonnenuntergang auf dem Dach des Hotels und ein leckeres indisches Buffet zum Abendessen. Wer gedacht hätte, der Tag wäre zu Ende, kennt Indien noch nicht. Auf der Strasse vor unserem Hotel fand nämlich Teil einer Hochzeitsfeier statt. Kurzerhand wurden wir von den Einheimischen zum Tanzen mit auf die Strasse gezerrt und befanden uns plötzlich inmitten einer indischen Hochzeitsfeier. Definitiv ein surreales Erlebnis!
Jodhpur
Am nächsten Tag hiess es Koffer packen. Weiter geht’s nach Jodhpur. Nach einer ähnlich langen Fahrt und einer improvisierten Mittagspause kamen wir in der «Blauen Stadt» an. Nennenswert an diesem Tag ist ausschliesslich die unübliche Mittagspause auf einer Hotelbaustelle. Da es auf dem Weg keine guten Essensmöglichkeiten gab, organisierte unser Guide ein Mittagessen bei Bekannten. Diese waren im Aufbau eines wunderschönen Hotels. Nach einem traditionellen Empfang wurde uns die ganze Hotelanlage und Baustelle gezeigt. Es gab Essen und noch ein gemeinsames Foto als Erinnerung. Später wurde dieses Foto sogar in der lokalen Zeitung publiziert. Wieder ein Tag mit einem nicht alltäglichen Erlebnis.
Heute hiess es: Lasst uns Meherangarh Fort und Jodhpur erkunden. Unglaubliche Architektur auf einem 123m hohen Felsen über der Stadt. Nach dem Besuch des Forts spazierten wir gemütlich durch die Strassen der blauen Häuser, welche der Stadt den Namen «Blue City» geben, zum Sadar Bazar hinunter. Im Chaos angekommen, versuchten wir den ersten Street Food dieser Reise. Lecker und ein wenig scharf war es. Am späten Nachmittag ging es auf eine Jeep Safari ausserhalb der Stadt. Wir sahen einige Antilopen und Hasen, besuchten lokale Töpfer, Teppichmacher und nahmen an einer traditionellen Opium-Zeremonie Teil. Das Abendessen gab es wiederum auf einer Dachterrasse in der Stadt. Kurzerhand organisierten die Besitzer des Restaurants Musiker, um uns ein unvergessliches Erlebnis zu bieten. Es wurde gegessen, gesungen und getanzt. Ein gelungener Abend in Jodhpur ging zu Ende.
Udaipur
Auch ein Tag später stand eine lange Busreise an. Es ging nach Udaipur – das Venedig vom Osten, wie es auch genannt wird. Nach einem kurzen Orientierungsrundgang ging es fürs Essen in ein Restaurant direkt am Wasser. Wir wurden mit einer wunderschönen Aussicht belohnt und genossen ein leckeres Abendessen.
Wir nutzten zwei freie Tage um Udaipur zu erkunden. Wir besuchten den City Palace mit beeindruckender Architektur und einer schönen Aussicht auf den See Pichola; wanderten eine kurze Strecke zu einem Aussichtspunkt, in der Nähe vom Karni Mata Tempel, und nahmen die ziemlich wacklige Gondelbahn zurück an den See; assen in verschiedenen Rooftop Restaurants mit Blick auf den See und die Stadt; kochten leckeres indisches Essen an einem Kochkurs bei einer Familie zuhause; schlenderten über den Markt; besuchten eine Miniaturmalerei Galerie, wo ich sogar ein keines Bild von einem Kamel, das Zeichen der Liebe, kaufte; und genossen einen wunderschönen Sonnenuntergang während einer Bootsfahrt über den See Pichola. Es waren ein paar wunderschöne Tage in Udaipur und die Stadt hat mich in ihren Bann gezogen.
Pushkar
Nun ging die Reise weiter nach Pushkar. Pushkar ist bekannt als Pilgerstadt, wo Gläubige im heiligen Lake Pushkar baden und für westliche Hippies, die unter Gleichgesinnten ihr Leben geniessen. Alkohol und Fleisch gibt es nicht, andere psychoaktive Substanzen sind jedoch erlaubt. Es herrschte also eine ganz andere, spezielle Atmosphäre in der kleinen Stadt. Um ehrlich zu sein, nicht einer meiner Lieblingsorte, die ich auf dieser Reise besucht habe. Trotzdem hatten wir ein paar tolle Erlebnisse dort: Wir besuchten den Brahma Tempel, den einzigen Tempel in Indien, der Lord Brahma (Herr der Schöpfung) gewidmet ist. Ausserdem gingen wir früh morgens auf eine Wanderung, um den Sonnenaufgang vom Ratnagiri Hügel, wo sich der Savitri Devi Tempel befindet, zu sehen. Viele Affen begleiteten uns auf dem Weg nach oben und auch das mulmige Gefühl, dass die Affen uns angreifen könnten. Wir wurden bis auf einen kleinen Zwischenfall jedoch verschont. Die Aussicht war wunderbar. Am Abend ging es dann auf eine Kamel-Safari mit Abendessen in der Natur und einer Vorstellung von einem Zauberer und traditionellen Musikern und Tänzern. Vielfältig und einzigartig – das war Pushkar.
Tordi
Bevor es nach Jaipur ging, machten wir noch einen Abstecher in ein kleines Dorf auf dem Land. Tordi. Nebst dem Hotel Tordi Garh, gab es dort nicht viel. Wir lernten das Leben auf dem Land kennen. Das Leben, das die meisten Inder führen. Wir besuchten die Kinder im Dorf, spielten Cricket mit ihnen, sahen den landwirtschaftlichen Anbau der Bauern und genossen einen spektakulären Sonnenuntergang am See mit Masala Chai und die Zeit ohne Wifi.
Jaipur
Jaipur. Die «Pink City», wie sie genannt wird, hat sehr viel zu bieten. Das erste Mal sah ich auf der Durchfahrt in die Innenstadt auch ein wenig den modernen Stadtteil. Wenn man mehr Zeit gehabt hätte, wäre dies sicher auch einen Ausflug wert gewesen. Innerhalb der Stadtmauern befand sich das Zentrum und auch das grösste Chaos. Mehr Tuktuks als dort habe ich auf der Reise nirgends gesehen. Nebst dem Amer Fort ein wenig ausserhalb der Stadt, haben wir den Markt besucht, die rosaroten Gebäude bestaunt, einen lokalen Schneider besucht, der massgeschneiderte Kleider anfertigte, Sonnenuntergänge auf Rooftop Bars und Restaurants genossen und bis ins Morgengrauen gefeiert.
Fun Fact: Die Gebäude wurden zu Ehren des Besuchs von Kronprinz Albert Eduard, dem Prince of Wales alle in rosa bemalt. Die Farbe der Gastfreundlichkeit.
Agra und der Taj Mahal
Nun war es soweit. Endlich kam der Tag an dem wir den Taj Mahal sehen würden. Wir freuten uns sehr darauf und konnten es kaum erwarten. Da der Besuch auf 3 Stunden beschränkt ist, haben wir uns am späteren Nachmittag auf den Weg gemacht, um auch den Sonnenuntergang beim Taj Mahal verbringen zu können. Der Taj Mahal war genauso beeindruckend, wie erhofft. Ein wunderschönes Gebäude und eine Liebesgeschichte, die die Bedeutung des Taj Mahals nochmals spezieller macht. Wir machten unendlich viele Fotos, genossen die letzten Sonnenstrahlen und befanden uns manchmal auch inmitten von Gruppenfotos anderer indischer Reisenden. Ein Weltwunder, das den Titel auf jeden Fall verdient hat. Am nächsten Tag besuchten wir das Agra Fort. Ein riesiges Fort mit verschiedenster Architektur, da jeder König einen Teil des Forts anbauen liess. Es war beeindruckend. Ausserdem konnten wir den Taj Mahal nochmals aus der Ferne betrachten. Nebst den zwei Sehenswürdigkeiten gibt es in Agra nicht viel zu sehen und unsere Reise ging dann auch schon weiter nach Delhi. Wir verbrachten unseren letzten Abend zusammen. Und die Hektik der Grossstadt schien uns schon weniger aus der Ruhe zu bringen als zwei Wochen zuvor.
Es waren zwei unvergessliche Wochen in Rajasthan. Eine Reise, die ich für immer in Erinnerung behalten werde. Ich habe so viel erlebt in dieser Zeit, wie schon lange nicht mehr. So kurz, wie die Rundreise auch war, sie hat mir so viel gezeigt und gelernt; mich an meine Grenzen gebracht und mir auf neue Weise Offenheit und Flexibilität für andere Begebenheiten beigebracht. Ich kann eine solche Rundreise jedem empfehlen, der ein Abenteuer erleben will und mehr über die Kultur, Geschichte und die Menschen in Rajasthan und Indien erfahren möchte.
Bei Interesse der Link zu der Rundreise:
Rajasthan: Märkte und Mogulreich
Mit ganz vielen Eindrücken im Gepäck machte ich mich am nächsten Tag schon weiter auf den Weg nach Goa.
Weitere Eindrücke der Rundreise
Goa
Mandrem, Goa
Bevor meine Ausbildung zur Yogalehrerin begann, hatte ich noch einige Tage zum Entspannen. Nach der ganzen Hektik genoss ich die ruhige Zeit am Strand. Man merkte sofort, dass die Menschen in Goa sich Touristen gewöhnt sind. Ausserdem machte sich der europäische Einfluss bemerkbar. Denn Goa war bis 1961 ein Kolonialstaat Portugals. Das sah man vor allem an der Architektur der Häuser und der vielen Kirchen im Vergleich zum Resten Indiens. Ein Stück weit fühlte ich mich nach den zwei Wochen in Nordindien fast nicht mehr in Indien.
Nebst viel Yoga habe ich während dem Monat in Mandrem viel den Strand besucht, in Cafés Leckeres gegessen und getrunken, verschiedene Märkte besucht und einen Ausflug zum Fort Tiracol mit wunderbarem Ausblick aufs Meer unternommen. Um das Shoppingherz zu begeistern ging ich an einem Nachmittag am Strand entlang nach Arambol. Dort gab es ganz viele Läden mit Kleidern, Schmuck, Taschen und allem anderem, was das Herz begehrt. Der Goa Collective Bazaar in Vagator ist ausserdem an einem Freitagabend zu empfehlen. Es gibt unendlich viele Stände mit Handgefertigtem, Getränke, Essen und Live Musik.
Ich habe die Zeit in Goa sehr genossen. Auch wenn die tropische Hitze mir manchmal zu schaffen machte. Ich habe in dem Monat in Goa weniger unternommen als in den zwei Wochen in Rajastahn, aber das war genau das Richtige. Ich habe mich meiner Yogalehrerausbildung gewidmet und vieles über Yoga und mich selbst gelernt. Vieles, das ich in Zukunft weiter anwenden und umsetzen werde. Es war eine Zeit, die ich genossen habe und eine Erfahrung, die ich sofort wieder machen würde.